Wer flüstert, der lügt.

Oder: Ein echter Horseman flüstert nicht.

Hier mal meine Gedanken zur Arbeit von Monty Roberts.

Auch im Vergleich zu anderen Arten von NH (obwohl man MR meiner Meinung nach nicht mit 'Natural Horsemanship' im gleichen Atemzug erwähnen sollte).

Ich hab hier mal nur meine Gedanken zur reinen Methodik verfasst, zur Publicity und dem ganzen Drumrum sag ich lieber nichts... (und hänge nur mal einen netten Artikel der Cavallo als Denkanstoß an)

 

Das, was jetzt kommt, ist auf meinem Mist gewachsen. Das ist das, was ich mir so aufgrund meines Faktenwissens über Pferde und dem, was ich mir von MRs Arbeit angeschaut habe, überlegt habe - was MR da tut, wie das auf das Fluchttier Pferd wirken könnte.

Also kein Gewähr. ;-)

Um es allgemein auszudrücken: MRs Join Up ist zwar keine physische, dafür aber psychische Gewalt.

 

Man muss sich erstmal die Kulisse anschauen. Der Join Up wird immer im Roundpen praktiziert. Und meistens ist der hoch und blickdicht. Ist er das nicht, sitzen lauter Raubtiere drumrum (Shows).

Das Pferd ist also mit einem Fressfeind in einem zugeschlossenem Raum. Zugeschlossene Räume sind für Pferde aber komplett unnatürlich. Sie sind Steppenbewohner, weil sie da Fressfeinde auf hunderte Meter Entfernung entdecken. Ein geschlossener Raum, aus dem es keinen Ausweg gibt, ist quasi ein Todesurteil für in Pferd.

 

Die Form ist auch ein wichtiger Teil der Arbeit. Dadurch, das Roberts das Pferd immer an der Bande entlang treibt, scheint die Strecke für das Pferd kein Ende zu nehmen. Das ist schon sehr zermürbend für das Pferd, weil es da auch keinen Ausweg und kein Ende für die Flucht gibt, denn Pferde flüchten immer auf gerader Linie - alles andere wäre auch sinnlos, denn für den gleichen Abstand zum Feind müssten sie auf gebogener Linie mehr laufen, als wenn sie schnurstracks geradeaus laufen würden. Die Tatsache, dass sie mit einem Fressfeind in einem engen Raum eingeschlossen sind, der keine Möglichkeit zur Flucht beitet, löst bei einem Fluchttier unglaublichen Stress aus. Der führt dann irgendwann zum Adrenalinstoß, der die Pferde mürbe werden lässt - engere Kreise, Lecken und Kopf senken folgen. Die Pferde sind in dem Moment dann in einer richtigen Schockstarre, da lassen sie alles mit sich machen, z. B. auch Verladen.

 

Dass diese Art von Roundpen für MRs Methode wohl unerlässlich ist, musste ich am eigenen Leib erfahren.

 

Bei einem Natural Horsemanship Kurs nach Parelli hat sich unser Kursleiter am zweiten Tag einen "Roundpen" in unsere Halle gebaut. Da wurde ein Teil der Halle einfach mit einem elastischen Band oderso abgetrennt und in die Mitte wurde noch ein Springständer gestellt, der das Band in der Hallenmitte gehalten hat. Der Roundpen war also weder blickdicht noch hochgeschlossen, die Pferde hatten die Möglichkeit, abzuhauen.

Was sie auch gemacht haben.

Was wir eigentlich machen wollten, war, CG at liberty zu spielen.

 

Der gravierende Unterschied ist aber, dass das Circling Game Selbstständigkeit vom Pferd fordert und unsere Funktion als Bestimmer der Richtung und Geschwindigkeit fördert.

Sprich, wenn das Pferd in der Richtung und Geschwindigkeit läuft, um die ich es bitte, lass ich es vollkommen in Ruhe. Pferde wollen Comfort und gehen Stress aus dem Weg. "Comfort" zu geben, also eine neutrale und entspannte Position einzunehmen (was nicht bedeutet, "disconnected" zu werden), ist eine richtige Belohnung, danach strebt das Pferd nämlich. Es versteht, dass es diesen Comfort bekommt, wenn es das tut, um was wir es bitten.

 

Beim Kurs war es aber leider so, dass vor allem noch ein paar unerfahrene Menschen ihr Pferd nicht in Ruhe gelassen haben. Sie haben sich zum Beispiel die ganze Zeit aktiv mitgedreht, es permanent angestarrt oder sind mit erhobenem Stick hinterhergelaufen. Aber allen war das nicht bewusst. Der Kursleiter hat dann schnell korrigiert, aber zwei sehr sensiblen Pferden war das zuviel und sie sind einfach ins Band gerannt. Das war ja elastisch und hat schön gekniffen, ist natürlich aus der Halterung raus und der Ständer ist in 5 Metern Höhe durch die ganze Halle geflogen.

Und das ist eben bei zwei Pferden passiert, waren beide noch sehr jung und auch die "Problemfälle".

 

Das ist ein ziemlich guter Beweis dafür, dass Pferde, wenn sie könnten, bei zuviel Druck auch Reißaus nehmen. Nur beim Robert'schen Roundpen ist das schlicht nicht möglich, sie können nur an der Bande entlang - dieses Wesen, was sie da so jagt und nach ihrem Leben trachtet, ist ihnen dann aber immernoch auf den Fersen.

Die Tatsache, dass sie vor ihrem Jäger nicht wegkommen, macht den Pferden diesen enormen Stress.Es gibt durchaus Join-Up-Befürworter, die dann ganz stupide fragen "Und wo ist da bitte der Stress?". Diese Menschen scheinen etwas essentielles am Fluchttier Pferd nicht verstanden zu haben. Beim Join Up flüchtet das Pferd regelrecht vom menschen, das dürfte ja jetzt einleuchtend sein. Und bei Flucht schüttet das Gehirn zwangsläufig Adrenalin aus - das MUSS passieren, sonst wäre die Flucht völlig unnötig. Das Adrenalin verhilft zu mehr Reaktionsschnelle und "Wachheit" - wenn kurz vor der Flucht eine gefährliche Situation stattgefunden hat, ist das Adrenalin nötig, damit das Pferd nicht 3 Meter weiter völlig entspannt wieder zum Stehen kommt.

 

Das ist, als würde ein Mensch von einem anderen Menschen gefoltert. Der Täter zeigt ihm immer wieder auf, dass er dazu in der Lage wäre, sein Opfer umzubringen. Irgendwann sagt man dann eben das, was der Täter wissen will oder zeigt im Fall des Pferdes Demut und ein "Ok, ich komm ja eh nicht weg", einfach, um diesem Stress und Druck zu entkommen.

 

Beim Join Up ist der Mensch die Gefahr, setzt das Pferd unter Druck und gibt ihm den "Comfort" bzw. die 'Erlaubnis', sich ihm anzuschließen, erst dann, wenn das Pferd zeigt "Ich bin mürbe". Das ist aber kein Verhältnis, das auf Vertrauen basiert, sondern Erpressung.

 

Der Mensch fordert "Mach, was ich will, dann bring ich dich nicht um".

 

Pferde sind Lebewesen und alle Lebewesen haben 2 Grundbedürfnisse: Überleben und Fortpflanzen. Da das eine nur mit dem anderen möglich ist, tun Pferde alles dafür, um zu überleben. Die Erhaltung der Art ist bei jedem Lebewesen genetisch fixiert.

 

Der Mensch agiert hier einmal als das Wesen, dass das Pferd von seiner Herde abtrennt (was auch schon lebensbedrohlich für ein Pferd ist) und einmal als das Wesen, dass das Pferd permanent jagt und Druck macht, obwohl das Pferd läuft und läuft und somit zeigt "Du kommst hier nicht weg, du bist gefangen, ich kann dich töten, wenn ich will".

 

Der Druck, der beim Join Up angewendet wird, ist außerdem nicht nur unfair, sondern auch unnatürlich. Unfair, weil da immer sofort mit viel rhythmischem oder physischem Druck agiert wird (Longe wird direkt an den Pferdepopo geworfen - zwar nicht fest, aber es ist physischer Druck, dem das Pferd aber entgehen will) und dem Pferd so keine Möglichkeit gegeben wird, auf ein feineres Signal zu reagieren und sich den Comfort schneller und leichter zu holen. Und unnatürlich ist er, weil Pferde nie so miteinander umgehen. Wenn sie etwas vom anderen Pferd wollen, nutzen sie erst leichten Druck, zum Beispiel einen Blick. Wenn das andere Pferd nicht reagiert, kommt erst mehr.

Pferde senden zuerst feiner Signale - nicht, weil sie fair sein wollen, sondern weil auch sie nach Comfort streben - warum unnötiger Weise auf das andere Pferd zugehen oder ihm drohen, wenn es doch schon auf einmal Ohrenanlegen von der Futterraufe weggeht?! Ist doch viel bequemer. Zumal sich Pferde nicht gegenseitig in einen engen, runden Raum einsperren und gegenseitig jagen - so viel Stress wie im Roundpen dürfte unter Pferden in der Regel also gar nicht erst entstehen.

 

MR hat das Join Up entwickelt, um 2jährige Rennpferde so mürbe zu machen, dass sie trotz großer Panik in die Startbox gehen. Diese Intention zeigt ja schon, dass er dabei auf Vertrauen so ziemlich gesch*ssen haben dürfte.

 

Dass MR in keinster Weise ein echter Horseman ist, erkennt man auch an ganz anderen Sachen.

Wie er mit den Pferden sonst umgeht.

Die Körpersprache ist eine ganz andere, wenn er nicht im Roundpen steht. Sehr unbeholfen. Da ist keine wirkliche Kommunikation, eine wirkliche Kommunikation würde nämlich auch ausserhalb des Roundpen funktionieren. Da aber sind die Pferde nie auf ihn fixiert, sondern achten auf alles andere in der Umgebung. Sie stehen viel zu dicht bei ihm und übergehen ihn. Das zeigt ja auch,wie nachhaltig und effektiv das Join Up ist: gar nicht.

 

Oder dieses "Dually Halter", was von MR entwickelt wurde.

Erstens scheint er sich gar nicht über die Wirkweise bewusst zu sein. Dieser Riemen, an dem der Strick festgemacht ist, zieht sich bei Zug immer zu - auch, wenn der Zug das Pferd eigentlich dazu auffordern soll, vorwärts zu gehen. Da ist immer nur ein Signal, aber das Pferd soll verschiedene Sachen machen.

 

Einmal drückt man das Pferd mit dem Halfter rückwarts -> Druck aufs Nasenbein.

 

Dann zieht man am Seil, damit das Pferd kommt -> Druck aufs Nasenbein.

 

Aber jetzt soll das Pferd aufeinmal vorwärts gehen.

 

Nicht sonderlich einleuchtend.

 

UND:

Viele der Halfter haben nur links diesen Ring zum Einschnallen, rechts gibts den oft nicht. Eine Arbeit mit dem "Dually Halter" von rechts ist also nicht möglich.

 

Aber Hey - man muss nichtmal ein Natural Horseman sein, um zu wissen, dass ein Pferd regelmäßig von beiden Seiten gearbeitet werden muss!

Eigentlich sollte man vermehrt von rechts arbeiten, gerade, wenn diese Seite nicht so sehr gefordert wird, damit sich beide Gehirnhälften besser verbinden. Links ist das "Angstauge" des Pferdes, weil es mit der rechten Gehirnhälfte verbunden ist, in der das Angstzentrum sitzt. Deshalb auch unbedingt von rechts arbeiten, damit die linke Hälfte genauso stimuliert wird!

Ich finde es ziemlich konservativ und sinnfrei, ein Halfter zu konzipieren, mit dem nur von links gearbeitet werden kann!

 

Das zeigt wieder, dass Roberts nicht weiterdenkt.

 

Hier mal ein Selbstversuch des Join Ups als Artikel aus der Cavallo (Da wird auch gut belegt, dass das Join Up nicht möglich ist, wenn das Pferd auf gerade Strecke flüchten kann):

 

http://natural-horses.foren-city.de/topic,110,-m-r.html

 

Zitat, das auf Roberts Arbeit am besten zutrifft: "Gewalt hat viele Gesichter."

 

Ein echter Horseman flüstert nicht.

Ein echter Horseman hört zu.

Und wer flüstert, der lügt bekanntlich. Das wussten wir doch schon als Kinder - warum haben das dann so viele wieder vergessen?!

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