Natural ... Natürlich


Ja, diese Verbindung kommt einem schnell in den Sinn, wenn man an Pferde denkt. An die Mustangs, die durch Amerika ziehen. An die halbwild lebenden Hauspferde auf Island. Oder an die Carmaguepferde in Frankreich.

 

So, dann gehe man in einen klassichen Stall in irgendeinem Industrieland auf dieser Welt - für die Pferde ist da nichts natürlich.

 

Aus der unnatürlichen Haltung des domestizierten Hauspferdes resultiert, oftmals, der unnatürliche Umgang und alle anderen Probleme, die die Besitzer mit ihren Pferden bekommen. Dass sie das eigentliche Problem sind, verstehen sie nicht.

Meiner Meinung nach ist die Haltung das Essentielle für eine gute Pferde-Mensch-Beziehung - ein "richtiges" Pferdeleben (sprich, artgerecht) ist das einzige, was das Pferd wirklich braucht, um seinen zwei Grundbedürfnisse, Überleben und Fortpflanzen, zu befriedigen.

 

Es muss dazu nicht von uns geritten werden. Es muss dazu nicht den Kopf runtergeschnürt bekommen. An seine Hufe müssen keine Eisendinger, die funktionieren ohne eh am besten.

Eigentlich will das Pferd auch gar nichts mit uns zu tun haben - wir sind schließlich sein Feind.

 

Betrachten wirs mal ganz objektiv:

 

Menschen sind:

  • Mischköstler
  • Jäger (!) und Sammler
  • Höhlenbewohner

 

Im Grunde genommen sind wir also jagende Allesfresser. Für ein Pferd, das ein reiner Pflanzenfresser und Fluchttier ist, nicht unbedingt die beste Gesellschaft.

 

Aber warum fallen wir dann nicht wie ein ausgehungerter Löwe über unser Reittier her?

 

Weil wir diese Instinkte nur noch in verkümmerter Form besitzen; wir sind "instinktreduziert".

Wir sind ein intelligentes Wesen mit nur noch wenig Instinkt, wir haben Emotionen und können unsere Gedanken größtenteils steuern.

Das befähigt uns zu überlegtem Handeln. Und zur Domestizierung von Lebewesen, die eigentlich unsere Beute sind.

 

Aber ein fitzeligen Rest, ein ganz, ganz kleines bisschen, besitzen wir von unserem Instinkt noch.

Das kommt in unserem Verhalten und unserer Körpersprache immer wieder zum Vorschein.

Wir können zum Beispiel nicht loslassen. Wir sperren unsere Tiere ein. Wir wollen sie unbedingt bei uns behalten.

Wenn sich ein Pferd mal losmacht, reagieren wir hektisch und setzen alles darauf, das Pferd unbedingt festzuhalten - das ist fast ein Reflex, ein bisschnen von dem Instinkt, den wir fast verloren haben.

 

Dieser Greif-Reflex ist aber das ganz klare Zeichen fürs Pferd "Okay, jetzt will er mich schnappen, auf gehts!" - und mit unserem Handeln haben wir das Gegenteil von dem erreicht, was wir erreichen wollten.

 

Unser Verhalten widerspricht der Lebensart eines Pferdes aber jeden Tag aufs Neue:

 

  • viele Pferde bekommen ihr Futter immernoch über den Tag in drei Portionen aufgeteilt.
  • die meisten Pferde stehen in der klassichen Boxenhaltung, wo sie Artgenossen nur durch die Gitterstäbe betrachten können und beim Reiten dann eben mal schnell die Rangordnung klären.
  • wir halten sie in engen Räumen (Box) und erwarten, ohne, dass wir ihnen durch eine Leaderposition unsererseits versichert haben, dass alles so gut ist und ihr Überleben sichert, dass sie dann mal eben so in einen vollkommenen geschlossenen Raum wie einen Hänger laufen.
  • Außer durch Reiten und eine Führanlage haben die wenigsten Pferde aufgrund der Haltung die Möglichkeit, sich selbstständig zu bewegen.

 

Warum das der Lebensart eines Pferdes widerspricht?

Pferde sind:

 

  • Dauerfresser: sie verbringen fast den ganzen Tag mit Futtersuche und nehmen so permament kleine Portionen an sehr raufaserhaltigem Futter auf; darauf ist der Verdauungstrakt eingestellt. Die gleiche Futtermenge in größere Portionen eingeteilt schadet dem Verdauungstrakt, es kann zu Koliken und dem ganzen Gedöns kommen. Diese permanente Futteraufnahme ist wichtig für die Gesundheit des Pferdes. Ein kleines Heunetz tuts selten, die hängen meistens viel zu hoch und sind somit auch wieder gegen die natürliche Futteraufnahme des Pferdes.
  • Herdentiere: Es gibt kaum so soziale Tiere wie Pferde. Die Gruppe schützt das Überleben eines jeden einzelnen, deshalb ist es bei Pferden genetisch programmiert, Herden zu bilden. So eine Pferdeherde ist hierarisch aufgebaut - es gibt nicht ein hohes Tier und viele gleichgestellte, sondern es gibt eine Rangordnung: jedes Pferd ist höher und niedriger als ein anderes - abgesehen natürlich vom rangniedrigsten und vom ranghöchsten Pferd. Die Herde gibt dem Pferd Sicherheit und die Möglichkeit, BEIDE Grundbedürfnisse zu befriedigen. Boxenhaltung mit ein bisschen Weidegang und Kontakt zu Artgenossen reicht nicht, um ein stabiles soziales Umfeld zu bilden - viele Pferde bekommen deshalb in Boxenhaltung psychische Störungen.
  • Fluchttiere/Steppentiere: Das Pferd ist ein Fluchttier, bei Gefahr flüchtet es. Diese Gefahr geht zu 99% Prozent von Fressfeinden aus. Deshalb leben Pferde in der Steppe - ein Schutzmechanismus. In dieser weiten Landschaft erkennen sie Feinde schon, wenn die noch tausende Meter entfernt sind und können so rechtszeitig flüchten. Würden Pferde wirklich in "Höhlen" leben - zu was wir sie mit Boxenhaltung zwingen - wären sie tot, ehe sie wiehern könnten. In einer Höhle nützt ihnen ihr weites Sehfeld (das fast 360° umfasst) gar nichts, weil ihr Aufenthaltsort von zu vielen Seiten eingeschlossen ist - es gibt nur einen Aus- und Eingang. Sollte der Fressfeind dann auf der Fußmatte stehen, haben sie keine Möglichkeit, zu flüchten.
  • Lauftiere: Pferde verbringen die meiste Zeit des Tages mit Futtersuche und legen dabei eine weite Strecke zurück. Diese dauerhafte Bewegung stärkt das Herz. Wenn Pferde nicht die Möglichkeit haben, auf einem Paddock oder auf einer Weide selbstständig herumzulaufen, können sie ernsthafte Herzschäden, Belastungsrehe etc. bekommen.

 

Allein die falsche Haltung wirft alles, was das Pferd ausmacht, über Bord.

Boxenhaltung ist gesundheitsschädlich, physisch und psychisch.

Oder auch "die am weitesten verbreitete legalisierte Form von Tierquälerei".

Was stimmt.

 

Wir erinnern uns - was steht nochmal im Tierschutzgesetzt?!

 

§ 1 " [...] Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerz, Leiden oder Schäden zufügen."

 

§ 2 "Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

  1. Muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen.
  2. Darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerz oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden. (...)"

Beide Paragraphen beziehen sich eindeutig auf die Haltung - wenn man die oben aufgeführten Tatsachen mit den Zuständen von heute üblicher Pferdehaltung vergleicht, sollte so langsam jedem Pferdehalter das Licht aufgehen, dass Boxenhaltung gegen das Tierschutzgesetzt verstößt.

 

Als ich diesen Satz bei unserem Basispass im Sommer10 brachte, wurde ich von einer Frau, die ihr Pferd wohl in Boxenhaltung stehen hat, komisch angeguckt. Aber das ist ja eine typische Unart von Pferdehaltern - alles, was sie machen, ist hoch und heilig und selbstverständlich richtig - warum?! "Es machen doch alle so!" ist die Standardtantwort.

 

Zum Abschluss dazu ein nettes Zitat von Pat Parelli "Schau dich um, was normal ist und tue das Gegenteil. Das ist dann natürlich!" 

 

Keep it natural

 

DIE LÖSUNG:

 

Aktiv-/Bewegungsställe.

 

Wer wissen will, wo es die in seiner Nähe gibt, klickt hier.

 

 

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